Gebietsentwicklung
Böbingen an der Rems
Eine vernetzte und produktive Gemeinde zwischen ruralem Habitus und urbanen Qualitäten
Im Zuge der Untertunnelung der B29 wird Böbingen an der Rems sich verändern. Die damit frei werdende transformative Kraft sollte genutzt werden, um die Gemeinwohlorientierung in den Vordergrund zu stellen. Dementsprechend ist eine vitale Gemeinde unsere Vision für Böbingen. Sie ist gut angebunden, profitiert vom Durchgangsverkehr und lässt im Kernbereich Fuß- und Radverkehr ungestört von Autos flanieren. Die Untertunnelung der Bundesstraße macht hier den ersten entscheidenden Schritt. Mit der Veränderung der Hauptverkehrsader muss eine Neuinterpretation der übrigen Verkehrswege einhergehen. Eine lebendige Ortsmitte, in der Menschen wohnen und Gewerbe zuhause ist, vernetzt, was in Böbingen bisher getrennt wurde. Vielfältige, neue Angebote sollen alten, wie neuen Anwohner:innen ein lebendiges, öffentliches Leben stimulieren
Nord-Süd Verbindung
Der neu geschaffene Tunneldeckel ermöglicht programmatische, infrastrukturelle und natürliche Verbindungen. Dabei zieht unser Entwurf die öffentlichen Funktionen und die räumliche Dichte entlang der Hauptstraße zusammen und schafft so eine neue vitale Achse. Diese Form der Innenentwicklung fokussiert die Ortsgestaltung auf seinen Kern. Die höhere Wohn- und Programmdichte und die baulich gestärkten Ränder markieren die Hauptstraße als Hauptader der Gemeinde. Der Höhepunkt der Verbindung entsteht auf der Tunneldecke. Hier sieht der Entwurf einen Marktplatz vor, gefasst von drei städtebaulichen Akzenten: dem Haus des Ehrenamtes, einer Galerie auf der Ost- und dem “Super Farm-O-Mat” auf der Westseite.
Die Landwirtschaftsroute im Süd-Westen vernetzt den Park am alten Bahndamm mit Böbingen und der Rems als grünes Band. Die Rems selbst wird als zweites Band und grünes Rückgrat verstanden und gestärkt. Ein Steg entlang des Flusses bildet einen Spazierweg, der an die Nachbarschaften anknüpft und bestehende Erholungs- und Sportflächen verwebt.
"Rurbane" Gemeinschaft
Um Böbingen vor schädigenden Effekten der Zersiedelung zu schützen, braucht es eine nach innen gerichtete Siedlungsentwicklung. Heterogene Wohntypen machen das Umziehen innerhalb der Gemeinde lohnend. Mit einem solchen Kapillareffekt werden die Flächenpotenziale des Bestandes mobilisiert. Der Übergang vom ländlich-ruralen hin zur dichteren Hauptstraße mit urbanen Qualitäten findet sich in einer vernetzten Freiraumgestaltung und in den neu geformten Nachbarschaften wieder.
Raumsequenz auf der Tunneldecke
Als Bindeglied zwischen den beiden Bändern entwickelt sich die neue Freiraum-Kette auf der Tunneldecke zu einer gemeinschaftlich-produktiven Sequenz. Solawi am Klotzbach, Pflück-Wiese mit dem Super-Farm O-Mat, der Dorfplatz als neues Herz von Ober- und Unterböbingen und die Garten-Felder der östlichen Nachbarschaft erzählen von einem Dorf, dass sich mit seiner Kulturlandschaft verwebt und nach innen hin neu ausrichtet und stärkt. Zwar bedeutet der Bau der Untertunnelung einen schweren Eingriff in die Naturräume, eröffnet jedoch die Möglichkeit, Biotope zu verbinden und das Wasser erlebbar zu machen: Die neue Ortsmitte erfährt einen direkten Bezug zum Klotzbach durch sanfte Sitzstufen in Verlängerung der Pflückwiese.
Ort
Böbingen an der Rems
Zeitraum
Februar 2023 – Mai 2023
Auftraggeber•innen
Gemeinde Böbingen an der Rems
Team
Studio Malta mit
Landschaftsplanung: studio erde.